Redebeitrag zu Frei.Wild – 26.04.2018 TUI Arena

Hier unser Redebeitrag von der Gegenkundgebung zum Frei.Wild Konzert in der TUI Arena, Hannover am 26.04.2018:

Wieder einmal ist die Band Frei.Wild in Hannover und will eines ihrer selbst als unpolitisch bezeichneten Konzerte spielen. Und wie auch in der Vergangenheit kommen mehrere 1000 Leute zu ihrem Konzert – die Strategie der Band zieht immer noch!!

Denn auch dieses Jahr positioniert sich Frei.Wild mittels Statement für die Öffentlichkeit gegen Fremdenhass und Nazis und distanziert sich von AfD und Pegida. Immer noch lassen sie auf ihren Konzerten die gleichen Parolen skandieren: „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Nationalsozialismus! Nazis raus!“ Die Zuhörerschaft aus dem Umfeld der eben genannten Gruppen und der offen rechtsextremen Szene mag enttäuscht sein dennoch bleiben die Texte der Band offen für rechte und menschenverachtende Ideologien.

Die politische Haltung der Bandmitglieder kommt in unzähligen Textpassagen zum Vorschein. Diese sollen meist unkonkret, interpretierbar und somit unangreifbar sein, bedienen sich aber vor allem einem: einem frauenfeindlichen, sexistischen, ultranationalistischen, geschichtsrevisionistischen; einem allgemein rechten und menschenverachtenden Weltbild. Vor diesem Hintergrund erscheint es mehr als lächerlich, wenn Frei.Wild einräumt, lediglich „überzeugt von bestimmten konservativen Werten“ zu sein. Ebenso lächerlich erscheint die Aussage des Frontsängers Philipp Burger, er hätte seine von rechtsextremistischem Gedankengut beeinflusste Jugend bereits mit der Pubertät hinter sich gelassen.

Die sich selbst als sozialkritisch und sozial engagiert bezeichnende Band propagiert noch immer ein Selbstbild der Alternative und Gegenkultur, des Protests und des Widerstands gegen selbsternannte Feindbilder. Sie verfolgt damit eine der erfolgreichsten Strategien der rechten Szene und reiht sich mit ihrer Rockmusik in die Identitäre Bewegung der Neuen Rechten ein. Die Bezeichnung ihrer Musik als „Identitätsrock“ passt. Dabei ist die öffentliche Ablehnung offen rechtsextremer Haltungen und gespielter Antifaschismus neben der subtilen Hervorhebung konservativer Werte besonders gefährlich und bieten somit den Nährboden für mainstreamtauglichen Faschismus und Nationalismus: „Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat / Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk“, singt Burger in einem ihrer Lieder. Weiter heißt es: „Die Liebe zur Heimat – verspottet, ins rechte Eck gerückt“. „Wann hört ihr auf, eure Heimat zu hassen? Wenn ihr euch ihrer schämt, dann könnt ihr sie doch verlassen.“ und „Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land, das unsre Heimat ist.“

Die Band Frei.Wild relativiert den Rechtsextremismus; sie macht rechtsextreme Positionen gesellschaftsfähig, massentauglich und ermöglicht so all denen den Zugang zur Auslebung ihres menschenverachtenden Weltbilds, die sich bisher an dem bloßen Begriff des Rechtsextremismus gestört haben. Der Nazi wird zum besorgten Bürger und bleibt doch derselbe Nazi. Als bekannte und international erfolgreiche Rockband erreichen sie mit ihrer Musik und ihren Texten mehr Menschen als Pegida oder AfD jemals erreichen könnten. Sie sprechen vor allem junge Menschen an, die in ihren Positionen bestärkt werden und sich dazu ermutigt fühlen, die Liebe zur Heimat, die sogenannte abendländische Leitkultur und den Hass gegen alles andere, als „normale“ politische und scheinbar legitime Haltung zu äußern.

Gleich beginnt die Band Frei.Wild mit ihrem Konzert, in dem sie ihr neues Album „Rivalen und Rebellen“ vorstellen, das vor ein paar Wochen erschienen ist. In kürzester Zeit hat es die Nummer 1 der offiziellen deutschen Album-Charts erreicht; das vierte Album der Band in dieser Position – in Folge. Die Strategie der Band zieht immer noch. Sie sind erfolgreicher denn je und darum umso gefährlicher.

Wir sind hier, weil wir menschenverachtenden, rassistischen, sexistischen und nationalistischen Ideologien entgegentreten wollen! Solchen Ideologien, die mit Hilfe der Musik einer Band wie Frei.Wild gesellschaftsfähig gemacht und relativiert werden. Wir sind hier, um gegen eine Subkultur zu kämpfen, die irrationale Feindbilder erschafft, die Hass schürt und die die gewaltsame Entladung diesen Hasses gesellschaftlich legitimieren und etablieren will! Gemeinsam stehen wir hier, antirassistisch, antinational, antifaschistisch für eine bessere, menschliche, lebenswerte Welt.

Gemeinsam gegen den Hass! Gemeinsam gegen Frei.Wild!